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Nachruf Juppi

Ein kleiner Held aus dem tropischen Regenwald

Der Schock saß tief, als Juppi vor ein paar Tagen leblos in seinem Baumnest vorgefunden worden war. Der kleine Wickel- bzw. Honigbär schrieb schon bei seiner Aufnahme vor 14 Jahren große Geschichte. Gewissermaßen ist und bleibt Juppi auch ein Mahnmal für den entsetzlichen Exotenschmuggel, der nach wie vor Tiere aus aller Herren Länder auf illegale Art nach Europa bringt.   

Im August 2010 entdeckten Polizisten am Münchner Flughafen eine vermeintlich verletzte, erschöpfte Katze. Diese Katze entpuppte sich als Honigbärchen. Zwei große, runde Augen schauten sie verzweifelt und verängstigt an. Juppi war verletzt, verängstigt und abgemagert und wurde sofort in eine Münchner Tierklinik gebracht. Juppis rechtes Vorderpfötchen musste amputiert werden. Die Ärzte kämpften um Juppis Leben, und all ihre Mühen sollten sich lohnen.  

Warum war Juppis Vorderpfote nicht mehr zu retten? Vor dem Transport von Exoten werden die Tiere sediert und bei Bedarf auch gefesselt. Vermutlich wollte Juppi diese Fessel loswerden, und hat sich dabei verletzt. Als jener Mensch, dem Juppi am Flughafen übergeben worden ist, bemerkt hatte, wie es um das Hongibärchen stand, wollte er ihn nicht mehr haben und setzte ihn kurzerhand am Münchner Flughafengelände aus.

Der Schmuggel mit exotischen Tieren boomt nach wie vor. Schlangen, Schildkröten, Papageien, Wickelbärchen und viele andere landen jährlich auf den Flughäfen Europas. Es gibt unglaubliche Verstecke, die man sich dafür ausdenkt, die Tiere über die Grenzen zu bringen. Der Schmuggel mit Exoten ist strengstens verboten, doch viele Menschen verdienen sich damit entsetzlich viel Geld. Im „Washingtoner Artenschutz – Abkommen“ ist exakt geregelt, mit welchen Arten aus der Pflanzen- und Tierwelt nicht gehandelt werden darf. Zum Verbot zählen übrigens auch Taschen aus Schlangenleder, Schmuck aus Elfenbein, Instrumente aus Schildkrötenpanzern usw.

Die Tierklinik versuchte Juppi an einen Zoo und auch an Privatpersonen abzugeben, doch das Interesse für den kleinen Exoten mit den kugelrunden Augen war nicht vorhanden. So wurde Gut Aiderbichl kontaktiert, und Juppi wurde unser neuer Gast auf Lebenszeit.  

Im Gelände von Gut Aiderbichl Gänserndorf bekam Juppi ein eigenes, großes Gehege, das speziell für Juppis Bedürfnisse aufgebaut und eingerichtet wurde. Honigbärchen brauchen viel Platz, auch im Winter muss die Wohnumgebung Wärme spenden, denn schließlich kommt das Honigbärchen aus dem Gebiet des nördlichen Südamerika und Mittelamerika. Dort ist das Bärchen ein nachtaktiver Baumbewohner und schwingt sich mit seinem greiffähigen Schwanz, mit dem er die Äste umwickelt, von Baum zu Baum, bis er in seinem Baumnest irgendwann einschläft.  

Juppi lernte mit seiner Behinderung zu leben. Er nutzte den gesamten Innenraum des Geheges, und war auch mit seinen drei Beinchen ein hervorragender Kletterer. Honigbärchen bewegen sich am liebsten im Geäst und steigen freiwillig kaum auf den Boden. Viel Zeit verbrachte Juppi in seinem Holzwollnest oder auch im Herbst in seinem Laubnest, wo er sich vor dem Einschlafen einrollte. Wenn Juppi schlief, entdeckte man ihn eingerollt, seine Pfötchen waren schützend vor die Augen gelegt.  

Juppi machte den Tierpflegerinnen in Gänserndorf viel Freude, vor allem auch, weil er mit den Jahren die Angst vor den Menschen überwunden hatte. Er fühlte sich in seinem großen Gehege geborgen, sicher und geliebt von seinen Pflegern. Sie erfüllten ihm ja auch alle Wünsche: süße, exotische Früchte und süßer Honig gehören zur Leibspeise der Honigbärchen. Vorgestrecktes Gemüse wird nicht einmal ignoriert, darauf kann ein Honigbärchen gerne verzichten.  

Juppi, so hoffen wir, hat seine Zeit genossen. Er kam aus einem anderen Land, bis er von den Münchener Polizisten gefunden wurde. Er ist nun in einem Land angekommen, wo er viele seiner Artgenossen trifft und mit ihnen in den Bäumen seine Kletterübungen machen kann. In Juppis Gehege in Gänserndorf ist es nun sehr still geworden.

Unsere Aufgabe muss sein, uns selbst zu befreien, indem wir unser Mitgefühl weit verbreitet haben, um alle Lebewesen und die ganze Natur und ihre Schönheit zu umarmen.

Albert Einstein 

Lieber Juppi, 
wir konnten nicht mehr gut machen, was man dir vor so vielen Jahren angetan hat. Du hast uns die letzten Jahre spüren lassen, dass die Tiere groß im Verzeihen und Vergeben sind.  
Wir durften von dir auch lernen, dass die größten Diplomaten der Welt nicht die Menschensprache, sondern die Tiersprache, welche Laute das auch immer sein mögen, sprechen.  
Dein Gehege ist zwar leer und ruhig, aber, wenn wir die Augen schließen und die Ohren spitzen, hören wir dich klettern. Wir werden niemals aufhören, über die Schicksale der Tiere zu erzählen. Mach’s gut, lieber Juppi. 

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